SakkoKolonia CD 3 - Presse zu:
»Live im „Weißen Holunder“ – Evergreens us Kölle neu verpack«
Prof. em. Dr. Günther Noll - europäische Musikethnologie, in "Krune und Flamme", Sept 2015
Die Kölner Gruppe SakkoKolonia (Dr. Bettina Wagner und Theo Krumbach), [...] möchte „diese alte kölsche Liedtradition in all ihren Facetten wieder neu [ ... ] beleben. [...] ,,Neu beleben" heißt für SakkoKolonia aber nicht die bloße Wiederaufführung von überlieferten Texten und Melodien, sondern kreative Neugestaltung der musikalischen Interpretation. Teilweise muss man sogar von „Inszenierung" sprechen, die sich von der Traditionsform deutlich abhebt.Ein typisches Beispiel hierfür ist das Krätzchen „Eetz kütt et rut, rut, rut" aus dem Jahre 1952. von Klaus P. Urban, der den Text verfasste und Günter Eilemann, der die Melodie schrieb. Um diese Zeit wurden in Köln im Zuge der zunehmenden Motorisierung nach dem II. Weltkrieg Verkehrsampeln aufgebaut, ein dankbarer Stoff für ein Krätzchen. Ein Vergleich von Interpretationen dieses Liedes verdeutlicht den Entwicklungsunterschied von 50 Jahren: Das Eilemann-Trio (Akkordeon, Gitarre und Bass) gestaltet es traditionsgemäß und seiner Zeit entsprechend im Stile eines swingenden Marschliedes, SakkoKolonia hingegen „inszenieren" um 2000 den Text mit viel Humor und hintergründiger Ironie als Boogie Woggie und begründen dies wie folgt: ,,Bei der Suche nach einem passenden neuen musikalischen Gewand für dieses Lied fiel die Wahl sehr schnell auf den stampfenden Beat des Boogie Woogie, der so wunderbar die motorische Unrast des Großstadtverkehrs wiederzugeben vermag." Wir haben es hier mit dem Phänomen der Übernahme von Stilformen aus anderen Kulturbereichen - im Beispiel aus den U.S.A. - zu tun, wie sie als besonderes innovatives Potenzial nach dem II. Weltkrieg bei der Liedinterpretation - auch bei dem Kölner Lied - vielfach Verwendung gefunden hat und findet, das ich seinerzeit mit dem Begriff „Stilistischer Internationalismus" zu definieren bemüht war. SakkoKolonia verwenden z.B. in ihrer CD-Produktion ,,Evergreens us Kölle neu verpack" bei überlieferten Krätzchen neue Tanz-und Musikstile, so etwa den Cha-Cha-Cha in verulkender Manier, um die Ironie des Ostermann-Liedes „Dem Schmitz sing Frau es durchgebrannt" zu unterstreichen. Das Krätzchen „D'r Molli" mit seiner politischen Aussage wird als Shouting-Blues im Sinne von „Der Aufschrei der Geknechteten" gestaltet. Es handelt sich dabei aber nicht um einfache Unterlegungen, sondern um integrierte Gestaltungsformen. Mit ihrem Bemühen um Wiederaufnahme tradierter, klassischer Krätzchen, um deren Aufbereitung in neuen Interpretationsformen, um Wiedereinführung und Verbreitung der überlieferten Aufführungspraxis sowie in ihren eigenen, auch zeitkritischen Krätzchen (z. B.„Stadtgaadeleed" [gegen Verschmutzung des Stadtgartens] ,,Ov dat alles nüdig es?" [Zeitkritik rundum]) bieten SakkoKolonia ein schönes Beispiel für die fruchtbare Symbiose von Tradition und Innovation im Kölner Lied. [ ... ]
Nach den barbarischen Weltkriegen des XX. Jahrhunderts und den verheerenden Zerstörungen des II. Weltkrieges, die Köln besonders schwer trafen, war die Aufarbeitung dieser Geschehnisse ein besonderes Anliegen in einigen Kölner Liedern. Ein Beispiel hierzu bietet das Krätzchen „D'r Molli" von Jupp Schlösser (Text) und Gerhard Jussenhoven (Melodie). SakkoKolonia arbeiten in ihrer Interpretation die politische Aussage des Textes in besonders eindringlicher Weise heraus und begründen: ,,Jedenfalls stand ziemlich schnell für uns fest, das angemessene Ausdrucksmittel für dieses Lied musste und konnte nur ein Shouting-Blues sein. Der Aufschrei der Geknechteten ... Natürlich waren aus diesem Grund auch einige Eingriffe in den Melodieverlauf notwendig, wodurch. wir uns ein wenig mehr vom Original entfernt haben. [...]Ein weiteres typisches Beispiel für die gegenwärtige Aufarbeitung der NS-Vergangenheit in Köln ist das Krätzchen „Die hinge de Jardinge stonn und spinxe" (Text: Jupp Schlösser/ Melodie: Gerhard Jussenhoven). as NS-Regime hatte mit der Gestapo und seinen Haus-, Block, und Zellenwarten der NSDAP in den Wohngebieten ein dichtes Überwachungssystem aufgebaut. Das Denunziantentum war weit verbreitet, und es konnte für die angeschwärzten Personen tödliche Folgen haben. [...]
Von allen verstanden, doppeldeutig formuliert und dennoch eindeutig in der Aussage, war der Text juristisch letztlich nicht angreifbar. Dennoch wurde die dritte Strophe vorerst nicht veröffentlicht. Wie bei „D'r Molli" wurde in der Nachkriegsproduktion von Jupp Schlösser selbst dieses Lied noch im Unterhaltungsstil vorgetragen. SakkoKolonias musikalische Interpretation arbeitet jedoch den politischen Aspekt sehr deutlich heraus, indem sie den Refrain als aggressiven Tango und im Kontrast dazu die „Gegenseite des unauffällig schmeichelnden, heuchlerischen Gadinge-Spinxers" als Rumba gestalten. Ein Vergleich verdeutlicht den Unterschied zwischen „klassischer" und neuer Interpretation.
Mit ihrem Bemühen um Wiederaufnahme tradierter, klassischer Krätzchen, um deren Aufbereitung in neuen Interpretationsformen, um Wiedereinführung und Verbreitung der überlieferten Aufführungspraxis, um besondere Intensivierung der in den Texten enthaltenen politischen Botschaften sowie in ihren eigenen, auch zeitkritischen Krätzchen (z.B. ,,Stadtgaadeleed" [gegen Verschmutzung des Stadtgartens) oder „Ov dat alles nüdig es?" [eine rundum geführte Zeitkritik)) bieten SakkoKolonia ein schönes Beispiel für die fruchtbare Symbiose von Tradition und Innovation im Kölner Lied. "
Dieter Glave, Musikredakteur beim Rundfunk:
"Ich habe das Album mit großem Vergnügen angehört. Sehr gekonnt, sehr witzig und einfallsreich! Ein Live-Mitschnitt auf höchstem Niveau. [...]
Die Idee insgesamt, die alten "Weisen" von Ostermann et al. mit zeitgleichen musikalischen Strömungen gewissermaßen zu "kreuzen" bzw. sie daran neu zu entzünden, finde ich ganz ausgezeichnet. Dadurch werden die Stücke als Ausdruck ihrer Zeit neu positioniert. Zudem heben sich die Arrangements durch diesen Hintergrund kreativ von all denen ab, wo nur verfremdet wird um des Effektes Willen."
Stadtrevue Kölnmagazin vom Februar 2007
Humba-Tätärä-Bands gibt es in Köln weiß Gott genug. Und auch solche, die ihre schmalzige Liebe zur Stadt und dem Rhein besingen. Rar gesät sind hingegen Bands wie SakkoKolonia, die dem kölschen Liedgut den ein oder anderen neuen Hut aufsetzen. Bettina Wagner und Theo Krumbach haben sich Klassiker wie Ostermanns „Mösch“ oder Berbuers „Trizonesien“ vorgeknöpft und ihnen einen frischen Rhythmus – von Swing über Shuffle-Blues bis Funk – unterlegt. Absolutes Highlight: Das in einen rauen, gassenhauerartigen Tango verwandelte „Die hinger de Gadinge stonn un spinxe“.
Kölner Wochenspiegel vom 27. Dezember 2006
Evergreens in kölscher Mundart
Theo Krumbach und Bettina Wagner, besser bekannt als das SakkoKolonia, stellten nun ihre dritte CD im urigen "Veedelstreff" Weißer Holunder vor. Und das nicht ohne Grund. Dort hatten die beiden die "Evergreens us Kölle neu verpack" live aufgenommen und verdanken den besonderen Charme der Aufnahme dem tollen Publikum an dem Abend, wie sie selbst sagen. Bettina Wagner und Theo Krumbach ließen es sich nicht nehmen, einige Evergreens kurz live einzuspielen und erzählten vom Ursprung der Lieder und wie ein Ostermann auf Cha-Cha-Cha und ein Jussenhoven auf die Karibik treffen kann. Durch ihre eigenen Interpretationen haben die beiden dem doch schon etwas verstaubten Material erfolgreich neues Leben eingehaucht.
Zu verdanken sei das auch dem musikalischen Talent des Pianisten Theo, wie seine Partnerin sagte. Beide haben Musikrichtungen wie Swing, den Shouting-Blues oder den Charleston mit einfließen lassen. So ist es nicht außergewöhnlich, dass "Heidewitzka, Herr Kapitän" zum Rock'n Roll wird und das so gut, als ob es nie eine andere Variante des Liedes gegeben hätte.
Neben Gert Köster und Frank Hocker war auch Henner Berzau begeistert vom "kölschen" Duo, das mit seiner neuen CD "Evergreens us Kölle neu verpack" bestimmt noch viele Kölner Herzen höher schlagen lässt.
Kölner Stadtanzeiger vom 1. Dezember 2006
Kölsche Krätzcher haben jetzt den Blues
Bei "Och wat wor dat fröher schön doch en Colonia" standen den älteren Damen im "Weißen Holunder" die Tränen in den Augen - und bei "Däm Schmitz sing Frau es druchgebrannt" wippten alle Zuhörer mit den Beinen: Bettina Wagner und Theo Krumbach, einzigartiges Krätzcher-Duo, das sich "SakkoKolonia" nennt, präsentierte eine neue Live-CD mit 14 altbekannten Liedchen von Willi Ostermann, Karl Berbuer, Gerhard Jussenhoven bis zu Henner Berzau. [...] Die Titel, fast alle "total rumgedreht", also als Blues-, Rock'n Roll- und Swing-Songs eingespielt, sind der reinste Ohrenschmaus.
Express vom 1. Dezember 2006
Prominente Unterstützung bekamen Bettina Wagner und Theo "Döres" Krumbach vom Duo "SakkoKolonia". Als sie ihre neue CD "live im Weißen Holunder" in eben jenem Lokal vorstellten, war auch Gert Köster da. Der kölsche Tom Waits rührte die Werbetrommel für die CD, auf der das Duo so bekannte Songs wie "Die Mösch", "Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien" oder "Sag ens Blotwoosch" mit sehr viel kölschem Hätz und Witz interpretiert werden.
PARODIEN, COUPLETS UND KRÄTZJER